Deutschland hat eine vergleichsweise kurze Kolonialgeschichte. Der koloniale Handel blühte von 1884 bis zum Ende des Ersten Weltkrieges, als mit den Bestimmungen des Versailler Friedensvertrages die deutschen Kolonien in Afrika und Ostasien abgegeben werden mussten.

Auf dem Höhepunkt seines imperialen Strebens war das deutsche Kolonialreich das viertgrößte der Welt. Spuren davon gibt es noch heute in Namibia in Form von baulichen Überresten der Infrastruktur. Aber auch in Deutschland sind die Erinnerungen an die eigene Kolonialgeschichte weder vergessen noch bislang vollständig aufgearbeitet.

Bis heute sind Straßen und öffentliche Plätze in Deutschland nach Kolonialisten wie Carl Peters oder Adolf Lüderitz benannt. Der Befehlshaber der deutschen Schutztruppe in Deutsch-Ostafrika, Paul von Lettow-Vorbeck, war bis vor einigen Jahren noch Namenspatron von Schulen und Kasernen der Bundeswehr. Es ist historisch belegt, dass die genannten Personen den Einheimischen rassistisch begegneten und sie ausbeuteten.

Die Diskussion um den Umgang mit unserer kolonialen Vergangenheit ist in vollem Gange: Wie soll mit den Straßennamen deutscher Kolonialherren verfahren werden? Wie kann man sich angemessen für den Völkermord an den Herero und Nama mit über 100.000 Toten entschuldigen und Wiedergutmachung leisten?

Diese Unterrichtseinheit lädt dazu ein, sich mit der kolonialen Vergangenheit des Deutschen Reiches auseinanderzusetzen und damit auch den gegenwärtigen Rassismus besser zu verstehen.

• Klassenstufe: 8
• Dauer: 5 Unterrichtsstunden
• Kompetenzen: deutsche Kolonien geografisch verorten; Gründe für den deutschen Kolonialismus erläutern; die wirtschaftliche Abhängigkeit der Kolonien vom Deutschen Reich verstehen; sich mit dem Aufstand der Herero beschäftigen; Biografien ausgewählter deutscher Kolonialherren kennenlernen; Umgang der deutschen Bundesregierung mit deutscher Kolonialgeschichte kritisch reflektieren
• Thematische Bereiche: Imperialismus, Kolonialismus im 19. Jahrhundert
• Medien: Texte, Bilder, Internet