"Kleider machen Leute" von Keller

Altersgemäße Literatur - fertig aufbereitet für den Unterricht

Blick ins Material

"Kleider machen Leute" von Keller

Altersgemäße Literatur - fertig aufbereitet für den Unterricht

Typ:
Unterrichtseinheit
Umfang:
71 Seiten (1,1 MB)
Verlag:
School-Scout
Auflage:
(2014)
Fächer:
Deutsch
Klassen:
7-11
Schulform:
Gymnasium, Realschule

In seiner Novelle “Kleider machen Leute” thematisiert Gottfried Keller die Geschichte eines Schneiders, der fälschlicherweise für einen edlen Grafen gehalten wird und fortan ein Leben in dieser Rolle führt. Der Betrug wird durch die Oberflächlichkeit seiner Mitmenschen nicht nur befördert, sondern auch verursacht. In Kellers Novelle findet man somit eindeutig eine gesellschaftskritische Kritik der damaligen Zeit, die jedoch durchaus aktuell bleibt, weshalb der Titel der Novelle noch immer als geflügeltes Word benutzt wird.

Die Reihe “Lektüren im Unterricht – Altersgemäße Literatur” bietet alle Hilfsmittel und Informationen, die Sie benötigen, um mit Ihren Schülerinnen und Schülern altersangemessene Lektüren im Unterricht differenziert zu erarbeiten und dabei Strategien und Techniken des Lesens und Verstehens literarischer Texte wie “Kleider machen Leute” von Gottfried Keller zu erlernen und zu vertiefen.

Inhalt:

  • Didaktisches Hintergrundwissen
  • Lesebegleitende Lektürehilfen
  • Inhaltsübersicht
  • Charakterisierungen (Wenzel Starpinski, Nettchen, Böhni, Amtsrat, Kutscher, Wirt, Goldacher Gesellschaft, Seldwyler Gesellschaft)
  • Arbeitsblätter
  • Quizspiele und Kreuzworträtsel
  • Portfolio der Kompetenzfelder
  • Klassenarbeit: Strapinskis Betrug und Nettchens Entscheidung

Textauszug:

Vorwort

Die Novelle „Kleider machen Leute“ von Gottfried Keller wird heute zwar eigenständig gelesen und behandelt, stellt aber ursprünglich die Einleitung zum 2. Band des Erzählzyklus „Die Leute von Seldwyla“ des Schweizer Schriftstellers dar. Diese Sammlung erschien im Jahre 1873 in Stuttgart und kann der Stilrichtung des poetischen Realismus zugeordnet werden.

In seiner Novelle thematisiert Keller die Geschichte eines Schneiders, der fälschlicherweise für einen edlen Grafen gehalten wird und fortan ein Leben in dieser Rolle führt. Dabei wird seine Umwelt als sehr oberflächlich und opportunistisch beschrieben, wodurch sein Betrug zunächst keinem Beteiligten auffällt. Diese Oberflächlichkeit ist dabei sogar ursächlich für den Betrug. Erst durch die Intrige eines Antagonisten werden den Mitmenschen die Augen geöffnet und sie blicken hinter die Fassade des vermeintlichen Adeligen. In Kellers Novelle kann man somit eindeutig eine gesellschaftskritische Kritik der damaligen Zeit finden.

Da Gottfried Keller (1819 – 1890) neben berühmten Landschaftsbeschreibungen und einem ausgesprochenen Sinn für Humor auch für sein politisches Interesse bekannt war, ist es nicht verwunderlich, dass sich die Novelle „Kleider machen Leute“ durchaus kritisch mit der damaligen Gesellschaft auseinandersetzt. Keller greift hierbei das in der Literatur sehr beliebte Motiv des Hochstaplers auf, der sich teilweise selbstverschuldet, teilweise zufällig in Komplikationen und Lügen verstrickt.

Das berühmt gewordene Sprichwort „Kleider machen Leute“ kann als das Motto der gesamten Novelle aufgefasst werden, da sich die Charaktere wiederholt durch Äußerlichkeiten in die Irre führen lassen. Allein auf ihren eigenen Vorteil bedacht, verhalten sie sich stets dem äußeren Anschein nach – ohne dabei die wahren Umstände zu hinterfragen. Als Quelle für die Handlung der Novelle dient die Geschichte eines realen Hochstaplers in einem wohlhabenden Ort am Züricher See. Gottfried Keller hatte von diesem Vorfall erfahren und ihn in „Kleider machen Leute“ humorvoll und literarisch ansprechend ausgeschmückt.

Poetischer Realismus

Gottfried Kellers (1819-1890) Werke gelten als unverzichtbare Beiträge im deutschsprachigen Literaturkanon. Dabei kann der Schweizer Dichter und Erzähler als Meister der Novellendichtung und wichtiger Vertreter des poetischen oder bürgerlichen Realismus gesehen werde. Innerhalb dieser Geisteshaltung des 19. Jahrhunderts war es typisch, die Literatur möglichst objektiv und realistisch zu gestalten, d.h. detailgetreu die Werte und Ideen der Gesellschaft zu repräsentieren und durch den Einsatz von Humor die Probleme der eigenen Existenz zu erleichtern. Diese Merkmale sind auch bei Keller zu finden und insbesondere Kleider machen Leute gilt als Musterbeispiel der realistischen Erzählkunst Kellers.

Die Ständegesellschaft zur Zeit der Novelle

In der Novelle Kleider machen Leute wird beschrieben, wie ein Schneidergeselle irrtümlicherweise für eine Person höheren Standes gehalten wird und somit entgegen aller Konventionen die Standesgrenzen überschreitet. Dennoch wird deutlich, dass solch ein Phänomen keineswegs gängig ist, da man zur Zeit der Novellenhandlung (Mitte des 19. Jahrhunderts) den Stand, in den man hineingeboren wurde, im Normalfall nicht verlassen konnte. Der Irrtum hängt im Falle des Schneiders Strapinski auch mit seinem außergewöhnlichen Erscheinungsbild zusammen, das bei seinen Mitmenschen eine angesehenere Herkunft vermuten lässt. Somit steht zur Debatte, ob der „Schein“ eines Menschen tatsächlich sein „Sein“ verändern kann. Die Schüler können in diesem Zusammenhang angeregt werden, die Wahrscheinlichkeit eines solchen Irrtums in heutiger Zeit zu erwägen und sich über den Sinnspruch „Kleider machen Leute“ auszutauschen.

Strapinskis Gewissenskonflikt

Die Ereignisse der Novellen nehmen ab einem gewissen Zeitpunkt unbeabsichtigt und von den Hauptprotagonisten unkontrolliert ihren Lauf. Dabei versetzt sich Wenzel Strapinski, der fälschlicherweise für eine andere Person gehalten wird, selbst in einen Gewissenskonflikt. Auf der einen Seite genießt er die neue Gesellschaft um sich herum, seine Grafenrolle und die ihm bisher unbekannten Möglichkeiten, die ihm nun offenstehen. Auf der anderen Seite plagt Strapinski das schlechte Gewissen und seine Enthüllung erleichtert ihn auf gewisse Weise. Diese innere Zerrissenheit kann auch aktuell und von den Schülern gut nachvollzogen werden. Das Gefühl, einen Irrtum aufklären zu müssen, aber nicht die nötige Kraft dazu aufzubringen, ist wahrscheinlich jedem bekannt und bietet reichlich Anregung zu Diskussionen und intensiven Auseinandersetzungen mit der Thematik.

Aus der Reihe Lektüren im Unterricht - Mittelstufe

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